INTERVIEW Katharina Schenk, Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz Eine Strukturreform in der gesetzlichen Krankenversicherung ist überfällig Katharina Schenk ist Ministerin im Thüringer Ministerium für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie. © TMSGAF/Paul-Philipp Braun Die Krankenkassen warnen vor einer Kostenlawine. Die Zusatzbeiträge steigen Jahr für Jahr, während Arzneimittel knapper und teurer werden. Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden, ohne die Versicherten zusätzlich zu belasten, und welche strukturellen Reformen sind aus Ihrer Sicht dafür notwendig? Der jüngste Bericht des Rechnungshofes zur besorgniserregenden Finanzsituation der gesetzlichen Krankenkassen sollte in Berlin der endgültige Weckruf sein. Die gesetzliche Krankenversicherung muss dringend einer grundlegenden Strukturreform unterzogen und als solidarisch finanziertes System weiterentwickelt werden. Konkrete Umsetzungsschritte, wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente, die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze oder die Entschlackung versicherungsfremder Leistungen, liegen auf dem Tisch. Damit es nicht zu weiteren Belastungen der Beitragszahler und einem stetigen Auseinanderfallen von Beiträgen und Leistungen kommt, muss an den zuständigen Stellen auf Ebene des Bundes jetzt die Schlagzahl erhöht werden. Auch die Pflegekassen schlagen Alarm, die Eigenanteile sind für immer mehr Menschen eine große Belastung. Droht Pflege zur Armutsfalle zu werden? Seit Jahren steigt die Anzahl der Menschen, die Sozialleistungen – die sogenannten Hilfen zur Pflege – in Anspruch nehmen müssen, um sich einen Platz in einer stationären Pflegeeinrichtung überhaupt leisten zu können. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und der Handlungsdruck ist groß. Im Juli startete unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums eine BundLänder-Arbeitsgruppe zur Pflegereform. Bis Ende des Jahres 2025 sollen Eckpunkte für eine nachhaltige Finanzierung und Finanzierbarkeit der Pflegeversicherung erarbeitet werden. Dabei geht es auch um eine wirksame Begrenzung der Eigenanteile. Thürin12 FOKUS dbb magazin | Oktober 2025
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